Johannis­kraut (Hypericum perforatum)
Johannis­kraut (Hypericum perforatum) Johannis­kraut (Hypericum perforatum)

Johannis­kraut
(Hypericum perforatum)

Das Johanniskraut wird bei leichter bis mittelschwerer Depression, leichten depressiven Verstimmungen, mentalen Erschöpfungszuständen, Hautentzündungen wie Sonnenbrand, kleineren Wunden und leichten Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt.

Johannis­kraut
(Hypericum perforatum)

Das Johanniskraut wird bei leichter bis mittelschwerer Depression, leichten depressiven Verstimmungen, mentalen Erschöpfungszuständen, Hautentzündungen wie Sonnenbrand, kleineren Wunden und leichten Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt.

Johanniskraut ist eine anspruchslose Staudenpflanze, die auch hierzulande in vielen Gegenden wild wächst. Das zur Sommersonnenwende blühende Kraut ist bekannt für seine antidepressiven Wirkeigenschaften. Zugelassene Arzneimittel mit einem Extrakt aus dieser Pflanze müssen nach einem standardisierten Verfahren hergestellt werden, damit diese einen stets gleichbleibenden Wirkstoffgehalt aufweisen und die Sicherheit gewährleistet ist. Erfahren Sie mehr über die Wirkung und Anwendung von Hypericum perforatum L.

Das Echte Johanniskraut (lateinisch: Hypericum perforatum L.) haben viele Menschen – manche vielleicht unwissentlich – bereits bei Spaziergängen gesehen. Die Staude ist von Westasien über Europa bis nach Nordafrika verbreitet und wächst auch in der Schweiz, in Deutschland und Österreich. Sie ist robust, winterhart und hat keine besonderen Ansprüche an den Boden. Häufig findet man die Pflanze an Wegrändern, an besonnten Rändern von Wäldern und Gebüschen, auf Magerwiesen oder auf Bahndämmen. Sie bevorzugt sonnige Standorte.

Für die Produktion von Arzneimitteln wird Hypericum perforatum L. landwirtschaftlich angebaut. Spezielle Zuchtsorten werden vor allem in Deutschland, Osteuropa und Chile kultiviert. Zur Produktion von Johanniskrautextrakten wird das Kraut und die teilweise oder gänzlich aufgeblühten Blütenstände genutzt.

Insgesamt gibt es in der Pflanzengattung Hypericum fast 500 verschiedene Arten. Die Bekannteste ist das medizinisch genutzte Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum L.). Es wächst als krautige Staude und wird bis zu einem Meter hoch. An den kantigen, stark verzweigten Stängeln sitzen bis zu drei Zentimeter lange, ovale bis längliche Blätter. Sieht man genauer hin, erkennt man am Blattrand und auf der Blattfläche zahlreiche durchscheinende Pünktchen. Dabei handelt es sich um Öldrüsen, die als spezielle Speicherorte für ätherische Öle dienen. Das ist auch der Grund für den lateinischen Artnamen „perforatum“. Die Blätter sehen so aus, als ob sie perforiert (durchlöchert) seien.

Das Echte Johanniskraut blüht von Juni bis August in leuchtendem Gelb. Die Blüten sind radiär, mit fünf bis zu 13 Millimeter langen Blütenblättern. In der Mitte der goldgelben Blüten sitzen auffällige, in Büscheln angeordnete Staubblätter. Auch die Blütenblätter enthalten Öldrüsen, die als dunkel gefärbte Tüpfel sichtbar sind. Verreibt man die Blütenknospen zwischen den Fingern, färben sich die Fingerkuppen rot. Die Ursache dafür ist der hohe Gehalt an Hypericin, einer tiefrot gefärbten fettlöslichen Substanz, die sich in den Tüpfeln sammelt.

Der Name der Pflanze bezieht sich auf den Johannistag. Das ist das kirchliche Hochfest zur Geburt Johannes des Täufers am 24. Juni. In dieser Zeit befindet sich das Johanniskraut in voller Blüte. Im Volksmund wird die Heilpflanze auch als getüpfeltes oder als durchlöchertes Johanniskraut bezeichnet. Das bezieht sich auf die deutlich sichtbaren Ölspeicher an Blüten und Blättern, deshalb auch der lateinische Artname «perforatum».

Schon Hildegard von Bingen (1098 – 1179) sagte über die Pflanze, sie sei ein „tauglich Kraut wider die schwarze Melancholie“. Erst später entdeckte man diese Wirkung wieder neu und untersuchte sie wissenschaftlich. Heute weiss man, dass die Natur mit dem Johanniskraut ein pflanzliches Arzneimittel bereitstellt, das gegen depressive Erkrankungen eingesetzt werden kann. Wegen dieser Wirkung wurde das Johanniskraut vom Würzburger Institut für die Geschichte der Medizin 2015 auch zur „Arzneipflanze des Jahres“ gewählt.

Johanniskraut enthält als Hauptinhaltsstoffe unter anderem Hypericin, Hyperforin, Flavonoide, Catechingerbstoffe, ätherische Öle und Phenolcarbonsäuren. Johanniskraut-Extrakte wirken stimmungsaufhellend bei gedrückter Stimmung und können zum Beispiel bei leichten bis mittelgradigen Depressionen eingesetzt. Als Wirkmechanismus wurde u.a. die Hemmung der neuronalen Wiederaufnahme von Serotonin und anderen Signalstoffen angenommen. Neueste Erkenntnisse zeigen begünstigende Effekte auf die Membranen gestresster Nervenzellen. Forscher haben lange geglaubt, dass für diese Wirkung hauptsächlich der Inhaltstoff Hyperforin verantwortlich ist. Da aber auch Johanniskraut-Extrakte mit sehr geringem Hyperforingehalt antidepressiv wirken, ist diese These heute nicht mehr haltbar. Vermutlich tragen mehrere Pflanzeninhaltsstoffe in Kombination zur Wirkung bei - unter ihnen wahrscheinlich das Hypericin. Somit gilt heute der Gesamtextrakt des Johanniskrauts als Wirkstoff.

Dagegen sind sich die Arzneipflanzenforscher heute einig, dass es nach der Einnahme von Johanniskrautextrakten mit hohem Hyperforingehalt zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln kommt. Hyperforin sorgt für eine verstärkte Produktion bestimmter Enzyme und Transporter-Proteine in der menschlichen Leber, die für den Abbau vieler Arzneimittel verantwortlich sind. Bestimmte Wirkstoffe verlieren deshalb bei hohen Hyperforin-Dosen an Wirksamkeit, da sie schneller abgebaut werden. Dies trifft u.a. auf einige Antibiotika oder auch Steroidhormone zu. Der Hyperforingehalt im Extrakt hängt von zahlreichen Faktoren wie den angebauten Hypericum-Kulturformen, den Wachstumsbedingungen, dem Erntezeitpunkt, der Schnitthöhe des Krautes oder der Extraktionsmethode ab. Um Interaktionen mit bestimmten Arzneimitteln zu vermeiden, kann es daher sinnvoll sein, einen hyperforinarmen Johanniskrautextrakt zu verwenden. Bitte besprechen Sie vorab mit Ihrem Arzt oder Apotheker, welche Wirkstoffe nicht zusammen mit Johanniskraut eingenommen werden sollten.

Arzneimittel mit Extrakten aus Hypericum perforatum L. werden in erster Linie bei depressiven Verstimmungen und Depressionserkrankungen eingesetzt. Doch es gibt auch noch weitere Anwendungsgebiete, sowohl innerlich als auch äusserlich in Form von Johanniskrautöl.

Johanniskraut bei Depressionen und depressiven Verstimmungen

Bei einer ärztlich diagnostizierten leichten oder mittelgradigen Depression können Johanniskrautpräparate, bei regelmässiger Einnahme, beruhigen, ausgleichen, die Stimmung aufhellen und die Motivation fördern. Typische Depressionssymptome wie Niedergeschlagenheit, ein Gefühl der Leere oder Freudlosigkeit, können in vielen Fällen gemildert werden. Das gilt zum Beispiel auch für depressive Phasen, die durch Hormonänderungen bedingt sind und somit in den Wechseljahren oder wiederkehrend zu bestimmten Zeiten im weiblichen Zyklus auftreten können.

Johanniskraut gegen Angst, innere Unruhe, Nervosität und Erschöpfungszustände

Hypericum-Präparate können auch Symptome einer Depression wie Ängstlichkeit, innere Unruhe und Nervosität abmildern. Dadurch verursachten Schlafstörungen kann mit den Präparaten ebenfalls entgegengewirkt werden. Ausserdem kann das Heilkraut bei zeitweilig auftretenden mentalen Erschöpfungszuständen helfen. Die Wirkung von Johanniskraut-Präparaten setzt in der Regel nach einer regelmässigen Einnahme innerhalb von vier Wochen ein.

Äusserliche Anwendung von öligen Johanniskrautzubereitungen

Johanniskrautöl (auch Rotöl genannt) wird durch Einlegen von Johanniskrautblüten in Pflanzenöl gewonnen. Das Öl färbt sich, besonders wenn es dem Sonnenlicht ausgesetzt ist, durch das Hypericin mit der Zeit rötlich ein. Johanniskrautöl wird traditionell als Einreibemittel zur symptomatischen Behandlung von kleineren Hautentzündungen (wie Sonnenbrand) und als Unterstützung bei der Wundheilung verwendet.

 

Dies sind allgemeine Informationen. Für eine individuelle Beratung wenden Sie sich an eine Fachperson.

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