Unser Darm und sein Mikrobiom
Unser Darm und sein Mikrobiom Unser Darm und sein Mikrobiom

Unser Darm und sein Mikrobiom

Wenn wir an Bakterien denken, dann kommen uns meistens die «schlechten» Bakterien in den Sinn. Es gibt jedoch sehr viele Mikroorganismen, die wichtig für unsere Gesundheit sind. Dazu gehören auch unsere Darmbakterien.

6. Oktober 2021

Unser Darm und sein Mikrobiom

Wenn wir an Bakterien denken, dann kommen uns meistens die «schlechten» Bakterien in den Sinn. Es gibt jedoch sehr viele Mikroorganismen, die wichtig für unsere Gesundheit sind. Dazu gehören auch unsere Darmbakterien.

6. Oktober 2021

Unser Körper ist übersäht von kleinsten Lebewesen wie Viren, Pilze oder vor allem Bakterien – die Gesamtheit der Mikroorganismen nennt man das Mikrobiom. Die meisten dieser Bakterien befinden sich im Darmsystem: Dort beherbergen wir nämlich rund 100 Billionen (!) davon, die zusammen bis zu 2 Kilogramm wiegen. Sie sind nicht nur einfach Bewohner unseres Darms, sondern verrichten eine grosse Leistung: Sie sind Teil unseres Immunsystems und sorgen so für unser Wohlbefinden. Ausserdem tragen sie wesentlich zur Verdauung unserer Nahrung bei.

Bakterien existieren im gesamten Verdauungstrakt: Vom Magen bis zum Dickdarm nimmt die Gesamtzahl der Bakterien laufend zu. Auch die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms unterscheidet sich in den einzelnen Abschnitten je nach dessen Aufgabe. So werden zum Beispiel im Dickdarm die Nahrungsbestandteile verarbeitet, die unser Dünndarm nicht aufspalten und verwerten kann.

Bakterien im Darm Mikrobiom

Ein weiterer wichtiger Bestandteil unseres Darms ist die Darmschleimhaut. Diese ist für die Aufrechterhaltung unserer Gesundheit unerlässlich. Im und auch ausserhalb des Schleims befinden sich übrigens die Darmbakterien. Es ist die grösste Schleimhaut: Wenn man zum Beispiel nur den Dünndarm auseinanderfalten würde, dann hat dieser knapp die Grösse eines Tennisplatzes. Unsere Darmschleimhautzellen werden innerhalb von etwa drei Tagen erneuert, einige Zellen sogar schon nach 36 Stunden. Um diese große Stoffwechselleistung zu bewältigen, benötigt unsere Darmschleimhaut besondere Mikronährstoffe, die die Funktionalität und die Regeneration unterstützen können. Dazu zählen insbesondere Zink, Vitamin A, Vitamin B2, Vitamin B12, Biotin und Niacin.

Prägung unserer bakteriellen Besiedlung im Darm

Der Darm eines Ungeborenen ist steril. Erst mit dem Geburtsvorgang beginnt seine Besiedlung mit Mikroorganismen. Das anschliessende Stillen fördert die Etablierung eines optimalen frühen Darm-Mikrobioms. Eine Schlüsselrolle spielen dabei sogenannte HMO (Humane Milch-Oligosaccharide), denn diese fördern als Präbiotikum das Wachstum bestimmter Milchsäurebakterien, die zu einer ausgewogenen Darmflora (alle Mikroorganismen im menschlichen Darm) beitragen.

Ebenso beeinflusst die Umwelt, wie zum Beispiel der Wohnort und die Hygiene in der Kindheit, die Menge und Vielfalt der verschiedenen Darmbakterien in der Darmflora. Man geht deshalb davon aus, dass der Kontakt mit Dreck und Keimen in Kindheitstagen die Vielfalt der Darmbakterien fördert und als Trainingspartner für das Immunsystem dient. So leiden Bauernhofkinder mancherorts weniger an Allergien, da sie mit Bakterien in Berührung gekommen sind, die mit den Mikroorganismen im Verdauungstrakt interagieren.

Vielfalt Darmbakterien - Kind spielt draussen

Die Einnahme von Medikamenten kann teilweise ebenfalls Auswirkungen auf unsere Darmflora haben und diese gegebenenfalls schädigen. So werden bei einer Antibiotika-Therapie neben den schlechten Bakterien vielfach auch gute Bakterien beeinträchtigt. Deshalb sollte man darauf achten, das Darm-Mikrobiom nach einer Therapie im Aufbau zu unterstützen.

Auch der Lebensstil hat einen starken Einfluss auf unsere bakterielle Besiedlung. So kann eine einseitige und ballaststoffarme Ernährung das Gleichgewicht der Darmflora ins Wanken bringen. Zudem ist bekannt, dass beim Rauchen nützliche Bakteriengattungen in ihren Funktionen gestört werden und so wichtige Nährstoffe nicht verwerten können. Dies kann zur Gewichtsabnahme führen. Wird das Rauchen abgesetzt, können diese Bakterien wieder besser die Nährstoffe aus der Nahrung verwerten und wir nehmen wieder zu. Auch zu viel Stress beeinflusst das Mikrobiom negativ. Eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung, Bewegung und ausreichend Erholung fördert das Gleichgewicht der Darmflora.

Probiotika und Präbiotika

Probiotika enthalten lebende Mikroorganismen, die gemäss der Weltgesundheitsorganisation WHO einen gesundheitsfördernden Einfluss auf den Organismus haben können, sofern sie in ausreichenden Mengen zugeführt werden. Am besten bekannt sind Milchsäurebakterien wie Laktobazillen, Bifidobakterien und Enterokokken. Diese kommen in unserem Darm auch natürlicherweise vor. Sie können aus Kohlenhydraten Milchsäure produzieren. Damit erhalten sie ein gesundes Darmmilieu aufrecht und tragen so zum Gleichgewicht der Darmflora bei, was für den Erhalt unserer Gesundheit wichtig ist. Auch bestimmte Hefen kommen als Probiotika zum Einsatz.

Ballaststoffreiche Ernährung Präbiotika und Probiotika

Präbiotika dienen als Nahrung der Mikroorganismen. Zu den Präbiotika gehören zum Beispiel resistente Stärke, Flohsamen, Leinsamen und Vollkorngetreide. Diese unverdaulichen Ballaststoffe gelangen in die unteren Abschnitte des Darms und werden von unseren Darmbewohnern bzw. der Darmflora verwertet, abgebaut und dienen schliesslich zur Vermehrung der Darmbakterien. Dabei entsteht wiederum Milchsäure und kurzkettige Fettsäuren wie zum Beispiel Buttersäure und Essigsäure. Besonders die Buttersäure dient den Zellen der Darmschleimhaut als Energielieferant. Zudem begünstigt diese Säurebildung einen pH-Wert im sauren Bereich, was das Wachstum von Krankheitserregern hemmt.

Das Darm-Mikrobiom in unserem Körper leistet also jeden Tag einen wertvollen und unermüdlichen Einsatz. Eine gesunde Darmflora hält Körper und Geist fit. Bakterien sind nicht immer schlecht – wir sind sogar auf sie angewiesen. Ein Hoch auf unseren komplexen Darm und unsere fleissigen Darmbakterien!

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