Die Darmbarriere als Schutzwall gegen unerwünschte Eindringlinge
Eine gestörte oder geschwächte Darmbarriere kann Verdauungsbeschwerden, Entzündungen oder gar ein Reizdarmsyndrom bedingen und das Immunsystem schwächen. Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie Sie die Abwehrstelle Darm unterstützen können.
31. Mai 2022
Definition Darmbarriere
Evolutionär betrachtet stellt der Darm für unseren Körper eine wichtige Interaktionsfläche mit der Umgebung dar. Denn er trifft hier täglich auf viele Stoffe, mit denen er sich auseinandersetzen muss. An der Darmbarriere wird reguliert, was in den Körper gelangen darf und was nicht. Wasser und Nahrung nehmen wir bewusst zu uns und die für uns wichtigen Stoffe daraus sollen durch den Darm aufgenommen werden. Unweigerlich nehmen wir allerdings auch Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Viren oder Schadstoffe auf. Während einige Bakterien nützlich für uns sind, gibt es auch Erreger, die gesundheitsschädlich sind. Unerwünschte Stoffe werden an der Darmbarriere unschädlich gemacht, wohingegen nützliche Stoffe willkommen sind. Hierfür steht ein System aus drei Schutzebenen bereit: Darmmikrobiom, Darmschleimhaut und darmassoziiertes Immunsystem.
Darmmikrobiom
Mikrobiom beschreibt die Gesamtheit aller Mikroorganismen in unserem Körper. Im Darm befinden sich etwa 100 Billionen Mikroorganismen, meist Bakterien. Sie bilden die Darmflora – auch Darmmikrobiota oder Darmmikrobiom genannt. Für die bestmögliche Erfüllung der Aufgaben ist es wichtig, dass unsere Darmflora eine reiche Vielfalt an verschiedenen Bakterien aufweist. Einige Bakterienarten produzieren nützliche Säuren, wie zum Beispiel Milchsäure, Essigsäure oder Propionsäure. Diese sorgen für einen pH-Wert im sauren Bereich und hemmen das Wachstum unterschiedlicher Krankheitserreger. Zudem gibt es Bakterien, die direkt antimikrobielle, d. h. hemmende Stoffe ausscheiden.
Darmschleimhaut
Als direkte Abgrenzung vom Darminhalt zum Körperinneren besteht die Darmschleimhaut aus einem Zellverband. Um eine Art Schutzmauer zu bilden, stehen die Zellen eng nebeneinander und sind zusätzlich durch Strukturen miteinander verbunden. Diese sogenannten tight junctions funktionieren als Schleuse wie ein Gummiband, können also straff oder gelockert sein. In einem im Gleichgewicht befindlichen Darm halten sie den Gewebeverband dicht geschlossen. Auch in der Darmschleimhaut finden sich Stoffe, die Krankheitserreger im Wachstum hemmen können. Zudem ist der Schleim wichtig zum Schutz der Zellen vor mechanischen und chemischen Einflüssen.
Darmassoziiertes Immunsystem
Das Immunsystem zur Abwehr von Krankheitserregern ist in verschiedenen Bestandteilen auf den gesamten Körper verteilt. Im Darm befinden sich 70 bis 80 % der Immunzellen. Zudem gibt es in der Darmschleimhaut spezielle Stellen, die Krankheitserreger erkennen können. Die Informationen daraus und die Einleitung einer Immunreaktion im darmassoziierten Immunsystem können auch in andere Bereiche des Körpers übermittelt werden. Über das Blut- und Lymphsystem stehen die verschiedenen Schleimhäute in Kontakt.
Störung Darmbarriere
Verdauungsbeschwerden äussern sich oft durch Blähungen, Krämpfe, Schmerzen und Stuhlgangsveränderungen. Sie können auf einem Ungleichgewicht in der Darmflora beruhen. Das Reizdarmsyndrom wird ebenso mit Änderungen im Darmmikrobiom assoziiert. Darüber hinaus kann sich beim Reizdarm eine Störung der Darmbarriere finden. Stoffe schädlicher Bakterien können die tight junctions in der Schutzmauer Darmschleimhaut schwächen, so wird der Gewebeverband gelockert. In der Fachsprache wird dies als leaky gut bezeichnet – ein undichter Darm. Durch diese Öffnungen der Darmbarriere können nun Krankheitserreger in den Körper eindringen und Entzündungen oder Krankheiten auslösen. Hierbei nehmen auch die Mitspieler des darmassoziierten Immunsystems Einfluss.
Es werden immer mehr Störungen im Körper und Krankheiten mit einer geschädigten Darmbarriere in Verbindung gebracht. Dazu gehören:
- Psychische Leiden (Darm-Hirn-Achse)
- Autoimmunerkrankungen wie Zöliakie, Typ 1-Diabetes und Multiple Sklerose
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn), Reizdarmsyndrom, Glutensensitivität
- Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen
In der Ursachenforschung und zur Linderung der Beschwerden findet vermehrt auch die Betrachtung des Mikrobioms Beachtung.
Unterstützung Darmbarriere
Als wichtiger Teil der Darmbarriere ist die Pflege des Mikrobioms ein hilfreicher Weg die Abwehrstelle Darm zu unterstützen. Die Zufuhr probiotischer Bakterien nützt der Vielfalt gesundheitsförderlicher Bakterien. Zu finden sind diese in Joghurt oder vergorenem Gemüse wie Sauerkraut. Damit einhergehend sind ebenfalls Ballaststoffe vorteilhaft, denn sie liefern das Futter für die gesundheitsförderlichen Bakterien. Besonders viele Ballaststoffe finden sich in Vollkornprodukten, Gemüse, Nüssen und Obst. Der Ballaststoff resistente Stärke ist in geringen Mengen in nicht ganz reifen Bananen oder abgekühlten gekochten Nudeln vorhanden.
Die Darmschleimhaut, unsere grösste Schleimhaut, erneuert sich alle 2 bis 3 Tage und ist deshalb besonders auf eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen und Vitaminen angewiesen. Biotin (Vitamin B7) spielt eine wichtige Rolle für den Stoffwechsel der Zellen. In der Nahrung findet sich Biotin hauptsächlich in Leber, Sojabohnen, Weizenkleie, Eigelb, Nüssen, Haferflocken, Spinat, Champignons und Linsen. Kleine Mengen werden auch selbst im Darm produziert. Daneben sind die Vitamine A, B2, B3, B6 und D, sowie Zink und L-Glutamin wichtig für die Darmschleimhaut.
Weiterhin ist ein funktionierendes Immunsystem Teil einer starken Darmbarriere. Unterstützt werden kann es durch Ausgleich zum Stress mit Sport, Bewegung an der frischen Luft und einer ausgewogenen Ernährung.
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